Münchner Merkur

 

Mit Esprit und  Stil

 

Münchner Schiller-Musical

 

Köstlich, köstlich! Soviel  gute Unterhaltung, mit Esprit und Stil. Dazu die schönsten Musical-Evergreens, die besten Sketch-Einfälle, gebracht mit Stimme und Charme, dem schmissigen Timing, das wir Deutsche immer nur bei den Amerikanern vermuten. Das kleine Ensemble mit seiner „Schillernden“ musicalisierten Farce „Maria und Elisabeth“ bekommt hiermit den Pasinger Oscar spezial. ...

Hannelore Gray, mit sanften runden Formen, legt da Showbusiness-Begabung auf die kleinen Pasinger Bretter, dass so manche große gestylte Stars, von Marlene Charell bis Ute Lemper, vor Neid erblassen müssen. Kathrin Ackermann, die dem Bayerischen Staatsschauspiel vor Jahren Ade sagte, mit einem ironischen Hauch „ladylike“, ist die ideale Ergänzung.

Ein Mann, zumindest, musste da noch her, schon als Kontrastperson. Walter von Hauff bietet sich so gekonnt schlingelhaft dazu an, so dar er gelegentlich die beiden Midlive-Krise-Emanzies auch mal aussticht. Seine Travestie-Nummer, eine Wucht.

Sie sorgen sich um ihre Lachfältchen, „aerobicen“ sich wieder fit fürs nächste Vorsprechen. Bringen sich über die Existenzrunden mit Werbung für die dritten Beißer. Halten zusammen, streiten sich, rutschen dabei unversehens ins Schillersche Idiom, sind plötzlich Elisabeth und Maria Stuart. Die Übergänge sind so genial, dass man sie gar nicht merkt. Und Kleinkunst und Klassik verstehen sich bei den dreien bestens.

Philip Tillotson, stets Audrey, die fleischfressende, sprechende Pflanze bei sich auf dem Flügel, begleitet samtweich und melodiös das hinreißende „Little shop of horrors“. Malve Gradinger

 

 

TZ Feuilleton

 

Klein aber fein

 

Maria und Elisabeth in Pasing

 

„Das kleine Ensemble“ in den Ritterwerken – es ist  eine S-Bahn-Fahrt nach Pasing wert. Wo in München geht man so wunschlos zufriedengestellt und schwungvoll amüsiert aus dem Theater?

„Maria und Elisabeth“ gibt’s auch anderswo. Aber Kathrin Ackermann und Hannelore Gray haben aus diesem ihrem zweiten Programm ( das erste läuft seit fünf Jahren) eine „schillernde Farce“ gemacht, ein Revue-Kabarett im Musical-Stil. Zu diesem Zwecke sind sie neuerdings auch „auf den Mann gekommen“, das heißt: aus dem Damen-Duo ist ein gemischtes Duo geworden.

Walter von Hauff erweitert den pfiffigen Aspekt dieser Collage um eine ganze Dimension. Wenn er als „Evita“ ( „Don’t cry for me Argentina“) oder mit dem Noel-Coward-Song „Lasst eure flüggen Töchter nicht zum  Theater geh’n“ seine Komödiantik ausspielt, bleibt kein Auge trocken. Selbstverständlich wissen die Damen zu kontern. „Eine Probe im Führerbunker“, „Die Synchronisations-Szene“ ( japanischer Film in deutsch), die „Werbung“ für die Sauberhaltung der dritten Zähne, das Streitgespräch der Königinnen, im Originaltext und mit „Chorus Line“ gekoppelt – all das ist ganz köstlich verpackt und ohne Fehl präsentiert.

Die Gray hat dazu auch choreographiert, Louis Bloom musikalisch  arrangiert, und Philip Tillotson traktierte ebenso „vielsaitig“ das Klavier. Nur: einen Regisseur gibt es nicht. Eine erfolgreiche Emanzipation? Das Ensemble arbeitet im „Do it yourself“-Verfahren. Vielleicht liegt so etwas in der Luft und Komödiantik ohne griesgrämig intellektualisierte Strangulation auf der Strasse?

 

Das Publikum war hingerissen von einem „kleinen“, aber feinen Ensemble, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.

Elisabeth Lindermeier

 

 

AZ Feuilleton

 

Klamotte aus der Theaterkiste

 

Die Pasinger Fabrik: Das „Kleine Ensemble“ mit „Maria und Elisabeth“

 

 

„Schillernd“ ist zutreffend: Anders kann die musikalische Farce, „Maria und Elisabeth“ mit Kathrin Ackermann, Hannelore Gray und Walter von Hauff, die am Samstag Premiere in der Pasinger Fabrik hatte, nicht bezeichnet werden. Im atemberaubenden Tempo bedient sich das fetzige Frauenduo, bei dem von  Hauff zumeist den Part des Konkurrenten spielt, ungeschminkt der Theaterkiste: Hier was Klassisches, da was Modernes, aber immer passend für die eben gespielte Szene. Wilder Tanz, skurrile Pantomime, witziger Gesang: Eine wunderbar gewürzte und gekonnte Mischung.

In den schlaglichtartigen Szenen entsteht die Geschichte zweier Schauspielerinnen um die fünfzig. Da sie deshalb anscheinend sowohl beruflich als auch privat zum alten Eisen gehören, sind sie nicht mehr gefragt. Mit Synchron-Sprechen bei japanischen Sex-Filmen, Fernseh-Werbung für dritte Zähne und dergleichen mehr, versuchen sie sich – mehr und mehr gefrustet – über Wasser zu halten. Dann reicht es ihnen granatenmäßig: Sie beschließen, ihr eigenes Ding zu drehen. An dessen Ende stehen sie in Schiller’schen Kostümen auf der Bühne und spielen Maria und Elisabeth in ihrer berühmten Auseinandersetzung.

Glitzrevue, Musical, wunderbare Klamotte: Mal traurig und melancholisch, dann wieder die Lachmuskeln strapazierend: Der langanhaltende Applaus gab der Inszenierung des Kleinen Ensembles, das musikalisch vom Pianisten Phillip Tillotson sensibel begleitet wurde, recht. Frauke Gerbig