„Sie haben ne Rente, doch
die is ne Ente“ – rappen die beiden munteren grauen Panther Helga Ost/Hannelore
Gray und Ursel West/Kathrin Ackermann in ihren „Rosige Zeiten“. Ein ...
charmant-liebenswertes Senioren-Musical, das noch mit manch anderem Song und
Text schmunzelnd den Nerv einer ökonomisch & ökologisch morbiden Zeit
trifft. Diese positiv anvisierte Negativ-Utopie „aus dem Jahre 2020“ ...
braucht vor allem Publikums-Feedback.
Ursel sitzt im Rollstuhl.
Und so muss Helga, die Blindschleiche, die tägliche Ration
Nahrungsmittelersatz-Tabletten besorgen. Die beiden Uralt-Freundinnen –
getrennt durch den Mauerbau, wieder vereint nach der Wende, dank
Großkotz-Talkshow – halten zusammen. Arrangieren sich schließlich mit dem
arbeitslosen, obdachlosen Gespann Detlef Keusch und Berthold Schwarz, die sich
per Überfall bei Ihnen Wohn-Asyl erzwingen.
In lustvoller Metamorphose
durchschreiten Kathrin Ackermann und Hannelore Gray ( sehr hübsche
Musical-Stimme) diverse Lebensalter. Grauhaarig-knittrig träumen sie von
lukullischen Genüssen. Als wieder knackige Enddreißigerinnnen schnulzen die
beiden in Erinnerung an ihr Teenie-Bühnen-Debüt die US-Oldies „Sentimental
Journey“ und „Mr. Sandman“. Ganz
hinreißend.
Assistiert dabei von Walter
von Hauff und Michael Rüth, die neben den Eindringlings-Pennern auch noch
blendend unter anderem als Moderator-King Toni Schalkschmalz, LPG-Leiter und
Tropen-Schotte Phil Mamsey fungieren. Pianist Philip Tillotson mischt peppigen
Sound, auch aus der Geräuschmaschine dazu. Und wenn zwischen Alzheimer-Getütter
und Jungbrunnen-Utopien auch ein paar Szenen/Probleme zuviel reingepackt sind –
vergessen beim Finale: das verjüngte Quartett, clownesk gestylt, auf
Tret-Fahrrädern in schwungvollen Zirkusrunden. Volle Fahrt voraus ins Jahr
2020. Malve Gradinger.
AZ Feuilleton
Es sind keineswegs rosige
Zeiten, die mit dem Abbau des Sozialstaats auf die Rentner zukommen. Um vier
alte Menschen im Jahr 2020 dreht sich dass Fiction-Stück „Rosige Zeiten“ der
Theatergruppe Das Kleine Ensemble ...
Vergessen,
verlassen und verarmt finden vier Alte zu einer Wohngemeinschaft zusammen: zwei
Freundinnen, die einst der Mauerbau
getrennt hatte, und zwei Männer, die durch Theaterschließungen arbeits- und
obdachlos wurden. Trotz der schwierigen Situation haben sie sich ihren Humor,
ihre Träume und Hoffnungen bewahrt ...
Ein
ernstes Thema, aber von den Schauspielern Kathrin Ackermann, Hannelore Gray,
Walter von Hauff, Michael Rüth und Musiker Philip Tillotson mit Songs, Kabarett
und Show unterhaltsam aufbereitet.
AZ
Omi & Opi sind optimistisch
Das Jahr 2020:
Generationskämpfe, Überbevölkerung- und Theaterschließungen. Da werden
Lebenskünstler rar. So wie jene Schauspieler vom Kleinen Ensemble, die dem
Lebensgefühl des neuen Jahrtausends trotzen – in „Rosige Zeiten“ ... Einem
phantastischen Fiction-Stück über Lebensmut.
Ganz schön optimistisch, die
Opis und Omis, die anno 2020 eine Wohngemeinschaft gründen. Das Schicksal, das
sie hier zusammenführte, hat es nicht gut gemeint mit ihnen: Zwei brotlose
Schauspieler, deren Theater dicht machten, und zwei Freundinnen, die die
deutsch-deutsche Mauer trennte. Desillusionierung allerorten.
Doch im Rollstuhl rasen sie
wie auf Roller-Blades: Kathrin Ackermann und Hannelore Gray ( die
das Stück auch schrieben), sind die Anführerrinnen der Rentnertruppe. Sie
spielen mit einem Drive und Esprit, der Mitstreiter und Publikum gleichermaßen
mitreißt. Der Resignation des neuen Jahrtausends setzen sie ihre Unverzagtheit
entgegen.
Und dieser Trotz kommt mit
einem vielfältigen Ausdrucksvokabular auf die Bühne: Kabarett, Drama, Gesang (
von Philip Tillotson am Klavier begleitet) und Slapstick hat das Kleine Ensemble auf Lager. Die vier
vollblütigen Schauspieler jonglieren mit diesen Stilmitteln: Eine Pointe unter
vielen ist die Neuauflage des eigentlich unnachahmlichen
Sylvester-Dauerbrenners „Dinner for one“. Michael Rüth spielt mit
komödiantischer Ader den Mister Pommeroy gefährlich nahe am Original und
stolpert so tölpelhaft wie Butler James. Walter von Hauff gibt den
zackigen Mr. Winterbutton.
Kindlicher Witz und Selbstironie halten die vier
Alten jung. Mit frecher Verve vertreiben sie Zukunftsangst und Missmut.
Tim Pröse
Wenn’s kommt, wie es
wahrscheinlich kommen muss, dann werden sich die Alten im Jahr 2020 nicht mehr
auf die Strasse trauen, weil sie als lästige Kostenträger niedergeprügelt
werden. Dann wird Wasser rarer sein als Öl. Die Erde – ein Lumpenplanet:
„Rosige Zeiten“, findet das Kleine Ensemble und gastiert mit seiner
Albtraum-Revue in der Pasinger Fabrik.
Alles wunderbar gemacht von
Kathrin Ackermann, Hannelore Gray, Walter von Hauff, Michael Rüth und dem
Pianisten Philip Tillotson. Theater frisch vom Thespiskarren. Die Show-Einlagen
sind perfekt. Das Beste: Die Doppelrolle von „Dinner for one“. ... . Die beiden
Autorinnen haben sicher zu viel in ihr Stück gepackt. Aber Hut ab vor
Rollstuhl-Rap und „Zuckerpuppe“ ... B.K.
Mit Gewalt erzwingen sich zwei arbeitslose Schauspieler, deren Theater geschlossen wurde, die Aufnahme in die Wohngemeinschaft zweier alter Damen. Die vier arrangieren sich, um gemeinsam die „Rosigen Zeiten“ des Jahres 2020 zu meistern. Mit diesem „Senioren-Musical“ zeigen Kathrin Ackermann, ... Walter von Hauff, Hannelore Gray und Michael Rüth ( von links), was uns in Zukunft bevorsteht und wie Desillusionierung, Generationskonflikt und Überbevölkerung im Jahre 2020 mit Witz und Selbstironie bewältigt werden können. Die „Rosige Zeiten“, eine Mischung aus Kabarett, Drama, Slapstick und Gesang ( am Klavier begleitet von Philipp Tillotson), sind derzeit in der Pasinger Fabrik zu erleben.